Der gute Engel zu Hohnstein

Auf dem alten Schlosse Hohnstein in der sächsischen Schweiz hat sich zu Anfange der Regierung des Churfürsten Moritz angeblich der Geist des Gebirges in Gestalt eines 8-9jährigen Mägdleins häufig sehen lassen, indem er zu einem Mädchen von gleichem Alter kam, dieser bei ihren Arbeiten beistand, Geld brachte und mit ihr über den neuen Glauben sprach.

Diese Erscheinung hat soviel Aufsehen gemacht, daß der damalige Amtsschösser, Johann Schultes, darüber an den Churfürsten berichtete, der jedoch, nachdem der von ihm deshalb befragte Dresdner Superintendent Daniel Greser, ein gar sonderbarer Mann, in einem noch vorhandenen Gutachten die Erscheinung entweder für ein Gespenst des Teufels oder für eine Erdichtung des Vaters des Mädchens erklärt hatte, weil er niemals gehört noch gelesen habe, daß Gott Jemandem gemünztes Geld durch ein Gespenst zugeschickt habe, befahl, die Sache auf sich beruhen zu lassen.

Gleichwohl könnte diese Geschichte mit einer alten Sage zusammenhängen, daß in der Nähe der Stadt, in dem Hochwalde früher Goldgruben gewesen seien – einige alte Schächte heißen noch so – und unter andern eine, die von einem durch sie fließenden Bächlein mit gelblichem und röthlichem Sande die rothe Pfütze genannt wird, vor alter Zeit von hierher heimlich gekommenen Venetianern mit Bohlen ausgeschält, ausgeräumt und, als sie hinreichend Ausbeute gewonnen, wieder verlassen worden sei.

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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
Titel: Der gute Engel zu Hohnstein
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 183

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